Bastian und ich waren Anfang September in Dolceacqua angekommen. Endlich gemeinsam Urlaub in unserem neuen Feriendomizil an der italienischen Riviera. Wir hatten vor, ein paar Wochen zu bleiben und waren voller Tatendrang. Natürlich war ich gespannt, was mich dort erwartete, denn zu meinem Bedauern war ich im August aus familiären Gründen verhindert und konnte Bastian nicht begleiten. Er hatte nach dem Umzug schon alles selbst eingeräumt und eingerichtet.
Bewundernd stellte ich fest, dass auch die Einfahrt und die Terrassen rund ums Haus mit schönem Kies bedeckt, im hellen Sonnenlicht erstrahlten. Ich war überrascht wie vollkommen unser Ferienhaus jetzt schon aussah.
Als wir am Abend bei einem Gläschen Rossese unseren gemeinsamen Einzug feierten,fremdelte ich ein wenig. Eigenartig, Bastian hatte alles so perfekt und anheimelnd eingerichtet, und doch war ich insgeheim ein bisschen eifersüchtig, nicht dabei gewesen zu sein.
Er tröstete mich: „Du kannst doch noch genug planen und Hand anlegen, sei doch froh, dass alles schon eingerichtet ist!“ Das war ich ja auch, ich umarmte ihn.
Gleich am nächsten Morgen fuhren wir nach Camporosso zur Gärtnerei Noaro und suchten uns dort etliche Palmen, Oleander, mediterrane Bäumchen und viele blühende Pflanzen aus, die die Terrassen und das Haus verschönern sollten. Mit vollem Kofferraum erreichten wir unser Ferienhaus.
Jetzt erst bemerkte ich, das hübsche Holzschild, das mit dem Namen „Casa Rochin“die Fassade schmückte. Natürlich auch Bastians Werk. Ich war beeindruckt.
Allerdings gefiel mir der kahle Betonrand entlang der Einfahrt und der Terrasse überhaupt nicht. Wir hatten uns eigentlich eine doppelseitige Natursteinmauer ums ganze Haus vorgestellt bis uns Carlo damals erklärte, dass diese unser Budget weit überschreiten würde. „So eine Mauer wird so teuer wie ein Stockwerk,“ war Carlos Einwand. Also verzichteten wir schweren Herzens darauf.
„Vielleicht können wir eine Art Jägerzaun machen“ schlug seinerzeit Bastian vor.„Wir sind doch nicht in Südtirol“ erwiderte ich und damit war der Vorschlag bis auf weiteres abgeblitzt.
Auf unserem Grundstück lagen noch viele, grosse Natursteine herum , die vom Bau der Einfahrt, der sogenannten Autobahn, wie sie von den Arbeitern genannt wurde, übriggebliebene waren.
Plötzlich hatte ich eine Idee, schnappte mir den alten Schubkarren und sammelte sie mit Feuereifer. Stück für Stück platzierte ich sie so schön es ging auf dem Betonrand der Mauer.
„Das ist ja eine hervorragende Idee, nicht nur originell aber auch ganz besonders. Schöner als jede doppelseitige Mauer,“ bemerkte Bastian bewundernd.
Stolz und schnell machte ich weiter bis meine neue „Steinmauer“ fertig war. Endlich auch mein Beitrag zum neuen Ferienhaus.
„Jetzt können wir auch die Pflanzen verteilen“, rief ich Bastian zu und wir machten uns an die Arbeit. Wir pflanzten alles in schöne Gefässe, Eimer und Töpfe und das Ergebnis machte uns glücklich.